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Winterzeit - Windsurfzeit

Jedes Jahr im Herbst bin ich mir ganz sicher im kommenden Winter nicht aufs Wasser zu gehen. Es ist kalt, der dicke Neopren unangenehm, das umziehen sowieso und das eiskalte Wasser im Gesicht wenn man richtig reinfällt eine Zumutung. Nein, ich warte aufs Frühjahr. Nach ein paar Wochen, in denen ich nicht auf dem Wasser war, ändert sich meine Einschätzung jeden Winter aufs Neue. Und kaum bläst es einmal wieder richtig, bin ich schon auf dem Weg zum Spot. Dort angekommen freue ich mich über die verwunderten Blicke der Spaziergänger. Dann stehe ich endlich wieder auf meinem Board, sehe die verschneite Landschaft, grinse und lache über mich selbst und meine feste Absicht diesen Winter nicht zu surfen.
Immer mehr Windsurfer betreiben ihren Sport ganzjährig. Das geht problemlos, allerdings sollte man einige Dinge beachten. Wer bislang ein reiner Sommersurfer ist, sollte jetzt nicht gleich bei winterlichen Temperaturen aufs Wasser gehen. Langsame Gewöhnung an niedrigere Temperaturen, zusammen mit einer wirklich guten körperlichen Verfassung,  absolut sicherer Umgang mit dem Material, ausreichendes Fahrkönnen, sprich sicher halsen und wasserstarten sind die Mindestanforderungen, um im Winter sicher zum Windsurfen gehen zu können.  Zudem geht man nicht alleine aufs Wasser, nie, nicht kurz und auch nicht nur einen Schlag!

Revier

Auch die Wahl des geeigneten Reviers spielt im Winter eine Rolle. Ideal sind Stehreviere, im Falle eines Materialbruches oder wenn die Kraft ausgeht,  geht man einfach ans Ufer zurück. Absolut tabu sind Sports mit ablandigem Wind oder ablandiger Strömung. In jedem Fall sollte man nicht allzu weit hinausfahren, man sollte immer nur so weit vom Ufer entfernt sein wie man auch sicher wieder zurückkommt.
Schwimmen im kalten Wasser ist extrem anstrengend und kräfteraubend. Schon zehn Minuten schwimmen zu müssen, kann einen an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit bringen. Wer es noch nie getan hat, sollte in einem stehtiefen Bereich einmal im Neoprenanzug, jedoch ohne Material (und auch nicht alleine) schwimmen gehen, um die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen zu können.

Bedingungen / Material

Auch die Bedingungen sollte man seinem Können entsprechend richtig einschätzen, ein Wintersturm mit 6-7 Windstärken fühlt sich anders an als die gleiche Windstärke im Sommerurlaub in Ägypten oder auf den Kanaren. Wer unsicher ist, ob er bei den vorherrschenden Bedingungen zurechtkommt verzichtet darauf aufs Wasser zu gehen.
Das Material sollte man noch genauer kontrollieren, Tampen,denen man im Sommer noch ein „geht schon noch“ attestiert, haben im Winter nichts mehr auf dem Wasser verloren und das gilt für alle Ausrüstungsteile. Bei der Wahl des Boards sollte man immer in Richtung Sicherheit gehen. Falls der Wind nachlässt, kommt man mit einem Board mit mehr Volumen auch wieder leicht ans Ufer.

Neopren & Co.

Neben der körperlichen Verfassung, Fahrkönnen, dem richtigen Revier und einer geeigneten Ausrüstung  liegt auf der richtigen Bekleidung das Hauptaugenmerk. Für winterliche Temperaturen sollte es daher wenigstens ein 5/3er Neoprenanzug sein (d.h. 5mm im Rumpfbereich, 3mm an den Armen und Beinen). Dickeres Neopren ist grundsätzlich nicht falsch, jedoch werden 6mm starke Anzüge fast ausschließlich nur mit kaschierter Oberfläche angeboten. Der Wärmegewinn der zusätzlichen Millimeter wird dadurch im Vergleich zu einem Glatthautneopren wieder beinahe neutralisiert, da die ständig nasse Oberfläche des kaschierten Anzugs einen deutlich stärkeren Auskühlungseffekt zur Folge hat, als ein Glatthautneopren, bei dem das Wasser abperlt.Noch wichtiger als bei einem im Sommer genutzten Anzug ist beim Winterneopren die optimale Passform. Passt der Anzug wie eine zweite Haut, ist er wärmer als jeder, vielleicht teure, aber nicht perfekt passende. Perfekt passen bedeutet jedoch auch, dass er an den Unterarmen keinesfalls zu eng ist, andernfalls  ermüdet die Unterarmmuskulatur sehr schnell, ebenso unangenehm ist eine zu enge Halsmanschette.
Ob man sich einen herkömmlichen Neopren oder einen Trockenanzug kauft, ist letztlich Geschmackssache, denn ausreichende Wärme bieten Beide. Die von fast allen Herstellern angebotenen Trockenanzüge bieten den Vorteil, dass man in warmer Skiunterwäsche einsteigen kann und auch nicht nass wird. Bei längerem Gebrauch sollte man die Manschetten an Hals, Füßen und Händen regelmäßig kontrollieren, damit aus dem Trocken- nicht plötzlich ein Nassanzug wird.

Von verschiedenen Herstellern werden auch Unterzieher angeboten, Shirts an die eine Kopfhaube mit angenäht ist. Die andere Variante sieht im Prinzip wie ein Shorty ohne Ärmel aus. Das recht dünne und angenehm zu tragende Material wird als zusätzlicher Kälteschutz unter dem Neopren getragen und erhöht die Wärmeleistung des Neoprenanzuges zusätzlich.
Kopfhaube, ausreichend dicke Schuhe – die dürfen ruhig so dick sein wie dein Neoprenanzug  - und Neoprenhandschuhe gehören selbstverständlich auch zur Ausrüstung.  Kopfhauben gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, beim Kauf sollte man darauf achten, dass sie zu deinem Anzug passen. Einige haben noch zusätzliche Manschetten oder Verschlüsse, die in Verbindung mit dem Verschlusssystem einiger Anzüge dann nur sehr fummelig an- und auszuziehen sind. Ob man Handschuhe mit offener Handinnenfläche oder ganz geschlossene verwendet, ist ebenfalls Geschmackssache. Einige Surfer bekommen mit geschlossenen Handschuhen relativ schnell Krämpfe an den Unterarmen und verwenden deshalb welche mit offener Handinnenfläche. Viele Wintersurfer fahren auch mit gut sitzenden Schwimmwesten, sie sind durchaus ein sinnvoller Teil der Ausrüstung. Zum einen hat man eine weitere isolierende Schicht und man tut sich leichter, falls man tatsächlich einmal gezwungen ist zu schwimmen.

Resümee

Wenn Du im Winter aufs Wasser gehen willst, solltest Du das nur tun, wenn Dir auch warm ist. Wenn Du schon beim aufbauen frierst, solltest Du es in jedem Fall lassen. Wenn Du dich nicht in deinem Auto umziehen kannst, solltest Du eine wärmende Unterlage dabei haben, damit deine Füße nicht kalt werden. Gehst Du schon mit kalten Füßen aufs Wasser, werden sie sicher nicht wärmer und dein Surftag ist recht schnell wieder beendet.
Gewöhne Dich langsam an die niedrigen Temperaturen und gehe bei den ersten Anzeichen von Ermüdung oder Entkräftung sofort wieder vom Wasser. Im Winter windsurfen solltest Du nur wenn Deine Ausrüstung in erstklassigem Zustand, Dein Neoprenanzug für die vorherrschenden Temperaturen ausreichend, Du körperlich absolut fit, Dir anständig warm ist, Du nicht alleine bist und die Bedingungen Dich auf keinen Fall überfordern.