Interview: Philip Köster
„Ich bin gelassener geworden“
Am 26. September beginnt der DAVIDOFF Cool Water Windsurf World Cup Sylt. Zehn Tage lang kämpft die Weltelite in Westerland vor Hunderttausenden von Zuschauern um den prestigeträchtigen Sieg beim einzigen Super Grand Slam auf der PWA World Tour. Einer der Top-Favoriten ist der zweimalige Waveriding-Weltmeister Philip Köster, der 2012 die Königsdisziplin auf Sylt gewann. Im Interview berichtet der auf Gran Canaria lebende 20-jährige Ausnahme-Athlet über seine Entwicklung als Windsurfer, die anderen deutschen Wellenreiter, einen möglichen Triple Loop und die unberechenbaren Bedingungen vor Westerland.
Interview mit Doppelwindsurfweltmeister Philip Köster:
Nach zwei World Cups in Spanien zieht die PWA World Tour nun in den Norden. Wie lautet Dein Fazit nach den „Heim-Events“ im Süden?
In Pozo auf Gran Canaria lief es nicht ganz so gut. Dort bin ich im Viertelfinale trotz gleicher Punktzahl gegen den Brasilianer Campello ausgeschieden. Ich dachte zwar direkt nach dem Lauf, dass meine Wellen-Performance besser bewertet würde und ich weiterkomme - aber so ist das eben. Dafür habe ich danach auf Teneriffa gewonnen und liege damit voll auf WM-Kurs.
Hast Du neue Tricks auf Lager und was macht der Triple Loop, den Du als erster Waverider der Welt stehen wolltest?
Ich habe ein paar kleinere neue Manöver eingeübt und auch den Triple Loop trainiert. Es klappt schon ganz gut, aber es muss auch alles passen - Wind, Wellen und natürlich meine Form. An meinem Homespot in Vargas auf Gran Canaria habe ich die besten Chancen, diesen schwierigen Sprung zu stehen, weil ich die Bedingungen genau kenne.
Bist Du im Vergleich zu Deiner ersten Weltmeisterschaft vor drei Jahren heute besser?
Ich bin heute einfach erfahrener und kann auch bei schwierigen Bedingungen meine besten Sprünge und Moves zeigen. Früher hat mich das schon sehr gestört, wenn Wind oder Wellen nicht perfekt waren. Dann wollte ich manchmal einfach zu viel und bestimmte Manöver erzwingen. Ich bin gelassener geworden und nehme die Dinge, wie sie kommen.
Die deutschen Waverider sind in diesem Jahr bärenstark. Zusammen mit Dir sind vier unter den Top Ten der Weltrangliste, insgesamt sechs unter den besten Zwanzig. Hast Du dafür eine Erklärung?
Ich hätte nicht gedacht, dass einmal so viele deutsche Waverider in der Weltspitze mitfahren würden und finde das total cool. Es freut mich sehr für meine Waveriding-Kollegen, denn alle sind ehrgeizig und trainieren viel. Das zahlt sich eben aus.
Auch Du verbringst nach wie vor die meiste Zeit im Wasser.
In Vargas, wo ich lebe, ist eigentlich immer Wind und wenn Wind ist, bin ich auf dem Wasser. Das war so und das wird in den kommenden Jahren auch so sein. Das Niveau im Waveriding ist mittlerweile so hoch und die Konkurrenz so stark, da muss man hart trainieren, sonst hat man keine Chance.
Viele Fahrer gehen nebenbei noch ins Fitness-Studio.
Das ist überhaupt nichts für mich. Sport will ich draußen in der Natur betreiben. Ich gehe ab und zu Laufen und halte mich ansonsten im Wasser beim Windsurfen fit.
Du gilst im Waveriding als bester Springer, gehörst mittlerweile aber auch beim Wellen abreiten zur absoluten Weltspitze.
Sprünge sind nach wie vor meine Leidenschaft. Es gibt nichts Schöneres, als meterhoch in der Luft über dem Meer zu schweben. Aber das Wellen abreiten macht mir mittlerweile auch viel Spaß und ich trainiere hart, um mich darin weiter zu verbessern. Außerdem geht es nicht so auf die Knochen wie die harten Landungen nach den hohen Sprüngen.
Am 15. September hat in Klitmöller der letzte Waveriding-Event vor dem DAVIDOFF Cool Water Windsurf World Cup Sylt begonnen. An das „Cold Hawaii“ in Dänemark hast Du bestimmt gute Erinnerungen.
Ich habe in Klitmöller meinen ersten WM-Titel geholt und ihn hier ein Jahr später vorzeitig verteidigt. So was vergisst man, glaube ich, nie. Der Event passt auch gut in den Tourplan, da es eine Woche später mit dem World Cup auf Sylt weiter geht.
Dort bist Du 2011 und 2012 vor Tausenden von Zuschauern zum Weltmeister gekürt worden. Das war doch auch sehr eindrucksvoll?
Als Deutscher in seinem Heimatland zum Weltmeister gekürt zu werden und dann noch vor diesen unglaublich vielen Zuschauern, war etwas ganz Besonderes. Diese Begeisterung für das Windsurfen und diese Menschenmassen gibt es nur auf Sylt und nirgendwo anders auf der Welt.
Der World Cup Sylt ist aber wahrscheinlich für Dich abseits des Wassers der stressigste Event?
Ganz am Anfang war das vielleicht so, als alles für mich neu war, so wie die vielen Medienanfragen und die Autogrammwünsche der Leute. Aber daran habe ich mich gewöhnt und mache das inzwischen gern. Außerdem sind das insgesamt nur zehn Tage im Jahr, in denen das so ist. Bei den anderen World Cups geht es für mich wesentlich ruhiger zu.
Gibt es auf Sylt spezielle Orte, die Du in jedem Jahr aufsuchst so wie bestimmte Gaststätten? Oder ist das Meer sozusagen Deine Stammkneipe?
Ich habe keine Stammkneipe, denn ich gehe abends so gut wie nie weg. Auf Sylt bin ich meistens in meinem Appartement, wenn es keine Wettkämpfe gibt oder ich warte am Strand auf den Wind. Am liebsten bin ich auf dem Wasser, aber das ist nicht nur auf Sylt so.
Du hast 2012 in Westerland gewonnen und bist, da 2013 kein Wind war, Titelverteidiger. Die heimischen Fans erwarten jetzt einen erneuten Sieg von Dir.
Ein Erfolg auf Sylt bedeutet unheimlich viel. Hier vor diesem Riesen-Publikum die größte Windsurf-Veranstaltung der Welt zu gewinnen, ist für uns Fahrer das Größte. Aber das Revier ist auch extrem schwierig. Der Wind kommt aus verschiedenen Richtungen, die Wellen sind teilweise sehr hoch, aber unberechenbar. Es kostet unheimlich viel Kraft, sie abzureiten. Dazu kommen noch die Bunen, auf die man immer aufpassen muss. Und ich muss mich in jedem Jahr aufs Neue an die Kälte gewöhnen.
Es gibt nach Sylt noch drei Wave-Events in La Torche, auf Maui und in Chile? Dort ist mit Wind von rechts zu rechnen, was Dir nicht ganz so liegt.
La Torche und Chile kenne ich nicht, habe mir aber Videos angeschaut und alles im Kopf. Auf Maui war ich schon oft und weiß, was mich dort erwartet. Ich komme mittlerweile mit Wind von rechts gut klar und kann auch bei diesen Bedingungen meine Leistung abrufen. Trotzdem werde ich wahrscheinlich nie so gut sein wie bei Wind von links, den ich von Kindheit an auf Gran Canaria gewöhnt bin. Man kann diese Jahre nicht so schnell aufholen.
Am Ende der Saison steht dann Dein dritter WM-Titel?
Das ist mein Ziel und ein Sieg auf Sylt wäre ein großer Schritt in Richtung dritte Weltmeisterschaft.